Hannah
Heute möchte ich die Geschichte einer wundersamen Begegnung erzählen, einer Begegnung die märchengleich, aber doch ganz real, direkt vor meinen Augen passiert ist.
Natürlich habe ich Hannah gefragt, ob ich diese Geschichte schreiben darf. Sie hat mit glänzenden und freudigen Augen zugestimmt, weil auch sie das Besondere dieser Begegnung gespürt hat.
Es war vor ein paar Tagen, ein feuchter, nebliger und kalter Abend. Kurz huschte man nach draußen, um schnell eine Zigarette zu rauchen. Ich schauerte zusammen, mir war kalt. Nicht von der Luft draußen, sondern es war eine Kälte, die schon seit Tagen aus meinem Inneren kam. Ausgelöst durch Angst und Furcht, vor dem was auf mich zukommen würde. dem Unbekannten, das mir Angst machte.
Die Türe öffnete sich und ein Mädchen kam nach draußen. Unsere Blicke trafen sich, sie verfingen sich einen Augenblick ineinander. Ein zaghaftes Lächeln erschien in ihrem Gesicht und ich lächelte zaghaft zurück. Schweigend zogen wir an unseren Zigaretten. Wieder schauten wir uns an und ich fühlte ihre Angst und Unsicherheit. Ein Gespräch begann zwischen uns, das keiner Worte bedurfte. Es waren Signale zweier angstvoller Seelen, die miteinander sprachen.
Ich weiß heute nicht mehr wer von uns zu reden begann, es ist auch vollkommen unwichtig. Hannah erzählte mir von sich und der Furcht, die ihre Krankheit bei ihr auslöste und ich teilte ihr auch meine Ängste mit.
Von jetzt an trafen wir uns öfter draußen vor der Türe. Für mich war es wunderschön, ihre freudig strahlenden Augen zu sehen, wenn sie mich erblickte. Eine Vertrautheit entstand zwischen uns, in den wenigen Momenten die wir miteinander sprachen, eine Vertrautheit die seltsam berührte. Ich erzählte ihr von meiner großen Liebe, die ich in meinem Herzen habe zu meinem geliebten Menschen, die mir die Kraft gibt, dies hier alles durchzuhalten.
Sie erzählte mir von ihrem Freund, der auch immer an ihrer Seite war, um sie mit seiner Liebe und Freundschaft zu unterstützen. Wir sprachen über das Schreiben und darüber, Gefühle und Empfindungen in Geschichten und Gedichten auszudrücken.
Irgendwann in meinem Zimmer, habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie alt Hannah wohl sein könnte. Aber was ist schon Alter? Hat es irgendeine Bedeutung? Jeder Mensch hat ein Alter, es wird notiert bei seiner Geburt und es ist vielleicht wichtig, um zu wissen, wann dieser Mensch zur Schule gehen muss. Behörden legen sehr viel Wert auf das Alter von Menschen, um rechtzeitig Steuerbescheide und vorgeschriebene Gesetze anwenden zu können. Aber für den Menschen ist es nicht wichtig, er ist einfach das was er ist, ein Mensch. Alles andere Denken ist kleingeistig.
Gestern Nachmittag traf ich Hannah wieder. Mit strahlendem Lächeln bedeutete sie mir, ich solle doch einmal mit in ihr Zimmer kommen, weil sie etwas für mich habe. Neugierig folgte ich ihr. Sie gab mir einen Zettel, der nur für mich sein sollte und ein kleines Buch drückte sie mir in die Hand, das sie mich bat zu lesen, ihr Tagebuch. Was ich in diesem Augenblick gefühlt habe, kann ich nicht beschreiben. Es war Sprachlosigkeit, Erschütterung und ein ungläubiges Staunen. Lächelnd schaute Hannah mit hinterher, meine Verwirrtheit ließ sie mehr lächeln als sonst.
Oben in meinem Zimmer öffnete ich den Zettel und las ein Gedicht, das Hannah für mich geschrieben hatte. Sie hat mir erlaubt, dass ihr daran teilhaben dürft.
Und nun liege ich hier,
versuche zu verstehen und zu akzeptieren!
Ich weine um zu verstehen und schließe meine Augen.
Das Festhalten an meinen Lieben gibt mir ein wenig Kraft!
Kraft die ich brauche!
Die Langeweile macht mir Angst und ich versuche mit der
Kraft die ich habe, diese Angst in Verständnis und Geduld umzuwandeln!
Dennoch, des ganzen Kummers gibt es einen Anhaltspunkt.
Menschen die mit mir hier liegen
und mit verstehen und Kraft sammeln müssen!
Daran halte ich fest!
Ich bin nicht alleine,
hier sind Menschen mit Hoffnungslosigkeit und Hoffnung zugleich.
Meine Kraft die ich gesammelt habe,
möchte ich ein Stück weit weiterleiten,
an Menschen die ich sehe und an mich heran lasse.
An einen Menschen wie Dich!
Du bist eine tolle Frau und das habe ich von Anfang an gespürt.
Du hast etwas an Dir, etwas was ein Lächeln in mir bewirkt!
Vielleicht war es Schicksal, dass wir uns hier trafen,
denn wir teilen etwas.
Und das ist das Verarbeiten mit schreiben, so wie ich es hier
wieder einmal getan habe.
Hannah …
P.S. Wir werden das schaffen, da bin ich sicher.
Tränen laufen über mein Gesicht, Tränen, die soviel Angst und Schmerz einfach wegspülen. Ich fühle eine Kraft in mir entstehen, Kraft die soviel Hoffnung macht. Mit aller Macht will ich jetzt schnell gesund werden.
Ich laufe nach unten in Hannahs Zimmer, ihre ganze Familie ist dort versammelt. Alle strahlen mich an, als ob sie mich schon ewig kennen.
Ich schließe Hannah in meine Arme, ich brauche nichts zu sagen. Wir werden uns nicht mehr aus den Augen verlieren, das ist uns Beiden klar. Weil unsere Begegnung etwas Besonderes war und ist.
Manchmal geschieht es einfach, dass von den Sternen Menschen zusammen geführt werden. Menschen, die sich gerade in diesem besonderen Augenblick brauchen.
Übrigens, Hannah hat am 24. Dezember Geburtstag, ein ganz besonderer Tag. Und so wird unsere wundersame Begegnung zu einer ganz besonderen Weihnachtsgeschichte. Weihnachten erhält durch diese Begegnung, eine ganz neue Bedeutung.
Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass die Geschichte dieser wundersamen Begegnung zwischen Hannah und mir, Menschen, die traurig und verzweifelt sind, Hoffnung geben möge, darum habe ich alles hier aufgeschrieben.
Senkt nicht den Blick, denn dann könnt ihr die Sterne nicht sehen!
Wunder müssen nicht groß ein, sie kommen oft ganz plötzlich, in nur einem Augenblick!
Wundersame Begegnungen sind Sternstunden im Leben eines Menschen. Als mir vor fast zwei Jahren die Liebe begegnet ist, geschah das auch in einem Augenblick, auf wundersame Weise in einer besonderen Nacht.
Wenn Seelen miteinander reden können, ist das ein Geschenk der Sterne, denn Sterne lügen nicht.