Modernes Märchen
Es waren einmal zwei Brüder mit Namen Angst und Schrecken. Obwohl Angst der Ältere und Größere war, versuchte der Jüngere sich immer vorzudrängeln. Ihren Schabernack trieben sie meistens im Stadtpark. Sie drehten am Rad: z.B. kippte davon so mancher Kinderwagen um oder ein Dreirad wurde ins Gebüsch gelenkt. Pärchen auf Parkbänken zu ärgern, machte ihnen keinen Spaß mehr. Die jungen Dinger haben ja nicht einmal mehr Angst, ihre Unschuld zu verlieren. Und die coolen Typen dazu, erschrecken nicht bei einem Pistolenschuss, weil sie das für ein Computerspiel halten.
Jahrelang saß die Angst der Kellnerin Rosi im Nacken auf dem späten Heimweg durch den Park, während der Schrecken ihr durch Mark und Bein fuhr, wenn er mutwillig auf einen Ast trat.
Rosis Energiespeicher war total runtergefahren. Sie wandte sich deshalb an die Verbraucherschutzzentrale. Die setzten Streetworker auf die beiden Brüder an. Nach ausführlichen Gesprächen und Umschulungen wurden die Gebrüder Angst und Schrecken bekehrt und als Sicherheitsstreife für 1€ nachts durch den Park geschickt. Sie mussten hoch und heilig versprechen ihre Fähigkeiten nur bei Strauchdieben und Bösewichten einzusetzen. Zum Beispiel hat der Schreck dem Handtaschenklauer Knüppel zwischen die Beine geworfen und die Angst heulte wie die Sirene eines Polizeiautos, so dass der Dieb die Tasche von Oma Lotte fallen ließ und um seine Freiheit lief.
Aus Dankbarkeit wurden die Gebrüder zum Senioren-Nachmittagskaffee, zu ihr, ins Altenheim eingeladen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann knabbern sie noch heute.