Kurt Knoblauch ist stinkig
Jeder weiß, dass man Knoblauch nicht im Kühlschrank lagert. Nur Frau Grünhuber scheint noch nichts davon gehört zu haben.
So kam es, dass Herr Kurt Knoblauch in ihrem Kühlschrank schweren Anschuldigungen ausgesetzt war.
Frau Grünhuber, ehrlich gesagt, nicht sehr viel Ahnung von jungem Gemüse, legte nach ihrem Einkauf die Knolle in das Gemüsefach ihres Kühlschranks, direkt neben der schlanken und zierlichen Rosa Möhre.
„Äh, Bäh“, zeterte sie, „wie kann man nur so stinken? Sie sollten sich mal zwischen den Zehen waschen!“
Herr Knoblauch, zutiefst bestürzt, rollte etwas näher an das Möhrchen heran. „Ich brauche mich nicht waschen, Sie – Sie Möhre Sie. Ich bin nämlich in Pelle, ähm, in Schale, aber Sie, Sie eingebildete Wurzel haben wohl vergessen wo sie hergekommen sind?“
Verlegen zupfte das Möhrchen an ihrem Grün, „Nein, das habe ich nicht. Meine Wurzeln liegen im Münsterland, bei einem Ökobauern mit bestem Ruf“. „Das ändert aber nichts an der Tatsache“, meinte Kurt Knoblauch, „dass sie aus dem Dreck kommen. Sie haben ihn sogar noch am Kinn!“
Schamröte schoss der Wurzel ins Gesicht. „Das kann nicht sein, ich bin gründlich gewaschen worden“, erwiderte Frau Rosa Möhre und versuchte sich in den blanken Boden der über ihr stehenden Milchdose zu spiegeln. Da, tatsächlich, ein Krümelchen Münsterländer Erdreich schmückte wie ein Muttermal ihr winziges Kinn.
„Das ist ein Schönheitsfleck, sie stinkendes Ungeheuer. Oben Hui und unten Pfui, das sind mir die richtigen“, wetterte Frau Möhre.
„Was sind sie doch für eine ungehobelte Möhre. Aber was sage ich, sie kann man ja nicht einmal hobeln, dafür sind sie viel zu dünn und zu klein“, regte sich die Knolle auf.
Das Geplänkel im Gemüsefach wollte einfach nicht enden, bis sich eine Schlangengurke einmischte.
„Also, ich bin zwar ziemlich grün hinter den Ohren, aber das kann man sich ja nicht mit anhören. Bevor Frau Grünhuber mich zu Salat verarbeitet, werde ich ihr ganz gehörig die Meinung sagen. Knoblauchknollen haben im Kühlschrank nichts verloren und Tomaten erst recht nicht.“
„Ja, ja, ja,“ schnatterten die kleinen Kirschtomaten, „das ist eine gute Idee, wir wollen hier raus. Unsere Kleinste ist schon fast eingefroren und verduftet ist auch unser schöner Duft“.
Frau Rosa Möhre schmollte noch ein wenig über die Frechheiten von Herrn Kurt Knoblauch, aber letztendlich gab sie sich zufrieden. Der Gurke sagte man Verlässlichkeit nach, was die Fleischwurst im oberen Fach bestätigte. Somit konnte sie darauf hoffen, vom ausgehenden Dunst der Knoblauchknolle in nächster Zeit befreit zu sein.
Bei der Annäherung des Kühlschranks sollte Frau Grünhuber ihr blaues Wunder erleben. Noch bevor sie den Griff betätigte, schlugen ihr Endlosbeschwerden nur so entgegen.
Aber einsichtig war sie sofort bereit das Gemüse korrekt zu lagern. Somit kamen die Zwiebeln zusammen mit Herrn Knoblauch ins Körbchen, die italienischen Kirschtomaten mit den Spaniern in eine Schüssel auf dem Küchenschrank und die dicken Kartoffeln in den Keller. Milch, Joghurt, Wurst und Käse räkelten sich vor Freude in ihrer kühlen Umgebung und schienen glücklich darüber, frisch und ohne Beigeschmack verzehrt zu werden.