Omas Mohnkuchen
Hereinspaziert in die Hexenküche, hier wird heute gebacken und natürlich ein wenig erzählt. Denn einfach nur hereinhuschen und ein Rezept erhaschen, das gibt es bei mir nicht.
Der Mohnkuchen, den wir heute backen wollen hat eine sehr lange Geschichte, ich meine nicht unendlich viele Worte sondern es ist eine sehr sehr lange Zeit her, dass Oma mir diesen Mohnkuchen gebacken hat. Nicht nur einmal, sondern jedes Mal wenn ich sie besuchte.
Sie wusste genau, wie gerne ich ihn mochte und darum hat sie sich jedes Mal diese Mühe gegeben.
Vor einigen Jahren wollte ich nun auch gerne diesen Mohnkuchen backen, ich wollte meinen geliebten Menschen damit überraschen.
Aaaaber … hat jemand von euch schon einmal versucht gemahlenen Mohn zu kaufen? Ich weiß heute nicht mehr in wie vielen Geschäften ich derzeit nachgefragt habe, in unendlich vielen, aber überall ohne Erfolg. Und dieses komische fertige Mohnbackzeugs schmeckt ja zu grauslich, eine schmähliche Beleidigung für Omas Mohnkuchen würde das werden. Also habe ich meinen Mohnkuchentraum leider aufgeben müssen.
Es gibt aber Träume, die immer wieder auferstehen. Es bedarf nur eines Anlasses und schon sind sie wieder da.
Eine ganz liebe Freundin aus Österreich schickte mir ein wunderschönes Foto mit einem riesigen lila blühenden Mohnfeld.
„Was machen die wohl mit soviel Mohn?“ fragte ich mich und auch meine Freundin. Sie klärte mich auf: „Dieser Mohn wird in die ganze Welt verschickt, für Kuchen, Backwaren und für eben alles was man aus Mohn machen kann“.
Jetzt erwachte mein Ehrgeiz wieder. Es kann doch nicht sein, dass es keine Möglichkeit gibt, von diesem ganzen Mohn eine kleine Portion zu mahlen, damit ich endlich Omas Mohnkuchen backen kann.
Weil ich so verzweifelt suchte, bekam ich zur Anregung via Internet das Foto einer alten Mohnmühle zugesandt. Diese Mühle ist bereits über 50 Jahre alt, doch das war nicht das Problem. Sie steht weit weg in Österreich und ich konnte sie nur auf dem Foto bewundern.
Ich begann darüber nachzudenken eine elektrische Kaffeemühle zu kaufen. „Nicht die ideale Lösung, aber besser als gar nichts“, dachte ich.
In der vorigen Woche fuhr ich in einen kleinen Ort, um im dortigen Altenheim meine Märchen vorzulesen. Das Wetter war sehr schön und sonnig, so fuhr mein Freund mit. Er wollte sich diese kleine Stadt ein wenig ansehen.
Nach dem Vorlesen holte er mich ab, mit einem verschmitzten Lächeln schaute er mich an und fragte: „Möchtest du gerne gemahlenen Mohn kaufen?“ Ich weiß nicht wie ich gekuckt habe, denn ich konnte mich ja nicht sehen. Was ich gedacht habe, schreibe ich hier nicht auf …lächel. (Denn Gedanken sind geheim)
„Was für eine Frage“, sagte ich nur, „gemahlenen Mohn möchte ich schon seit ein paar Jahren haben“.
Er ging mit mir in eine kleine schmale Gasse. Ganz in der Ecke, vollkommen unscheinbar ein altes Reformhaus. Im Fenster hing ein riesiges Schild:
Für unsere Kunden mahlen wir
Getreide und Mohn
Als wir den Laden betraten sahen wir einen alten Herrn mit weißem Kittel und einer Krawatte. „Hier werden Kunden noch wie Könige bedient“, dachte ich gleich. Einer Kundin, die vor uns dran war, wurde die Ware eingepackt bis zur Tür getragen und mit einer höflichen Verbeugung die Türe geöffnet.
„Ich hätte gerne ein Pfund von Ihrem Mohn, gemahlen bitte“, sagte ich.
Lächelnd verbeugte sich der alte Herr und ich bekam endlich, endlich einen lang gehegten Wunsch erfüllt. Das Geräusch der Mohnmühle verwandelte sich in eine Sonate und der Duft des frisch gemahlenen Mohns der dann aus der Tüte zu mir hochstieg, ließ einen lieben Gedanken zu meiner Oma huschen. „Wenn du das jetzt vom Himmel oben sehen kannst, dann wirst du dich sicher freuen“, dachte ich.
Wie ihr ja wisst, backe und koche ich wirklich leidenschaftlich gerne, aber ich muss sagen, selten habe ich mich so aufs Kuchen backen gefreut wie dieses Mal.
Und jetzt ist es also endlich soweit, ich lasse euch teilnehmen an dieser Freude. Hier ist das Rezept:
Omas Mohnkuchen
Zuerst natürlich der Teig
- 150 g Mehl
- 70 g Zucker
- 70 g Butter (Margarine geht auch)
- 1 Ei
- 1 TL. Backpulver
Daraus wird nun ein Teig geknetet, den man dann auf einer gebutterten Form dünn aufträgt (reicht für ein Backblech oder eine runde Backform)
Jetzt kommt das Beste, der Belag
- 250 g Mohn frisch gemahlen
- 100 g Rosinen
- 1 Tütchen gehackte Nüsse
- 150 g Zucker
- 125 g Gries
- 750 ml Milch
- 150 g Butter (kann auch wieder Margarine sein)
- 1 Becher Schmand oder Rahm
- 2 EL Öl (geschmacksneutral)
Von den 750 ml Milch nehmen wir einige Esslöffel ab und weichen darin die Rosinen ein.
In die restliche Milch geben wir den Mohn, den Gries und den Zucker
und kochen es auf. (dabei stehen bleiben und rühren, rühren, rühren, sonst brennt es an oder wird klumpig)
Dann kommt es vom Herd herunter und wir geben den Rest dazu. die Butter, den Schmand oder Rahm, das Öl, die eingeweichten Rosinen und die Nüsse.
Jetzt wird das Ganze gut vermengt und nun sind wir schon fast fertig.
Zur Füllung muss ich aber noch was sagen, denn die kann man je nach Geschmack abwandeln. Man kann Marzipan hineinreiben, oder Schokoladenstreusel. Man kann ein wenig Rum oder Orangenlikör hinzufügen. Wie gesagt, ein wenig Fantasie und der Mohnkuchen schmeckt immer ein wenig anders.
Jetzt kommt die ganze Füllung auf den Teig, (Vorsicht an die Backschüsselausschlecker schon ungebacken schmeckt das sehr verführerisch)
Den Mohnkuchen in der Springform, kann man auch mit etwas Apfelkompott oder anderem Obst verfeinern.
Jetzt kommt noch die Dekoration für den krönenden Abschluss
- 2 Eiweiß
- 2 Eigelb
- 2 TL Zucker
- 1 Becher Schmand oder Rahm
Das Eiweiß mit einer Prise Salz steif schlagen, beiseite stellen.
Eigelb und Zucker und Schmand (Rahm) in einer Schüssel aufschlagen, dann das Eiweiß vorsichtig unterheben.
Das Ganze dann auf den Kuchen verteilen bevor er in der Glut des Backofens verschwindet.
Backofen vorheizen, Umluft 180 Grad, Gas 200 Grad
Der Mohnkuchen auf dem Blech braucht ca. 25 Minuten, und der in der runden Form 40 Minuten, weil er ja dicker ist.
Jetzt kann ich euch nur noch einen guten Appetit wünschen. Der Mohnkuchen kann es im Kühlschrank ein Weilchen aushalten und schmeckt gekühlt umso besser.
Noch ein Tipp am Rande. Ich habe ein wenig recherchiert und herausgefunden, dass man frisch gemahlenen Mohn sehr gut einfrieren kann. So hält er eine Weile und muss nicht sofort verbraucht werden.
Ach du lieber Himmel, so spät ist es schon? Jetzt habe ich mich aber verplaudert mit euch.
Übrigens, die Rezepte aus der Hexenküche könnt ihr euch natürlich gerne ausdrucken.
Jetzt muss ich aber los, also raus mit euch aus meiner Küche.
Tschüüüüüüüsss ... bis zum nächsten Mal
Die kleine Mohnkunde
Wer macht sich schon Gedanken, wenn er gerade ein leckeres Stückchen Mohnkuchen, oder andere Leckereien mit Mohn, verputzt hat, wo der Mohn wächst, wie er von der Blüte bis zum fertigen Mohn, überhaupt aussieht.
Meine Freundin Erika hat mir ein paar ganz tolle Fotos zukommen lassen, wofür ich mich auch hier an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Jetzt könnt ihr einmal genau sehen, wie der Mohn wächst und gedeiht.
Zuerst kommt natürlich die Blüte, riesige farbige Felder sind dort zu bewundern:
Dann sieht man das ganze Mohnfeld mit den Kapseln, natürlich müssen sie jetzt noch reifen und trocknen.
Wenn man die reifen Kapseln dann öffnet, ist in jeder ungefähr ein Esslöffel Mohn enthalten. Bis man so ein Tellerchen voll hat, braucht es schon eine ganze Menge von ihnen.
Die leeren Kapseln sehen von innen richtig interessant aus, also ich würde mir zum Beispiel ein Trockengesteck daraus basteln.
Jetzt kann man den Mohn mahlen und leckere Dinge daraus zubereiten, wie zum Beispiel den Mohnkuchen, dessen Rezept ihr ja oben gelesen habt.